European Green Deal und ISO Zertifizierung als Chancen

Der Europäische Green Deal ist eine der innovativsten und ehrgeizigsten Initiativen, welche die EU in den letzten Jahren gestartet hat. Aber welche Auswirkungen hat dieses gross angelegte, milliardenschwere Projekt auf die Binnenschifffahrt, insbesondere auf die Flusskreuzfahrtbranche? Damit befasst sich nun intensiv auch die IG RiverCruise (IGRC). Ausserdem wird nun die bereits 2020 begonnene ISO-Zertifizierung weitergeführt.

Der Europäische Green Deal ist die übergreifende Struktur, deren ge-meinsames Ziel es ist, bis 2050 kei-ne Emissionen mehr zu verursachen. Diese Bestimmung ist in soziale Nachhaltigkeitsziele, ökologische Nachhaltigkeitsziele und wirtschaftliche Nachhaltigkeitsziele un-terteilt.

Ehrgeizige Ziele

Das ehrgeizige Vorhaben, den Kohlenstoff- Fussabdruck im Verkehrs-bereich bis 2030 um 55 % und bis 2050 um 90% zu reduzieren, wird auch in einer eigens dafür eingerich-teten IGRC-Arbeitsgruppe diskutiert. Die Gruppe hat die Aufgabe, die CO2-Emissionen pro Fahrtstrecke zu berechnen und ein kombiniertes Modell zu erstellen, das vorhersagt, welche Investitionen erforderlich sein könnten, um diese Ziele zu erreichen. Die Gruppe trifft sich monatlich und zeichnet unter anderem die Möglichkeiten der Landstromversorgung auf einer Karte ein, um anschliessend mit den lokalen Gemeinden über diese Möglichkeiten zu verhandeln.

Zukunftsfähige Binnenschifffahrt

Naiades III fasst die spezifischen Be-mühungen der Europäischen Union zusammen, die europäische Bin-nenschifffahrt «zukunftsfähig» zu machen. Es werden mehrere Szenarien festgelegt, die den Verkehr, die Emissionen, die Sicherheit und die Gefahrenabwehr auf den Wasserstrassen prognostizieren und dazu entsprechende Ziele festgelegt.

IGRC zusammen mit EBU

Die IG RiverCruise steht in engem Kontakt mit der European Barge Union (EBU) und der International Standard Organization (ISO), um die Auswirkungen dieser Richtlinien, welche derzeit erarbeitet werden, auf ihre Mitglieder zu erörtern. Ein IG- Vertreter nahm an den Platina-III-Finanzierungsgesprächen teil, um sicherzustellen, dass die Stimme der Flusskreuzfahrtunternehmen bei der Zuweisung von EU-Mitteln für Projekte im Zusammenhang mit den Binnenwasserstrassen Gehör findet. https://naiades-project.eu/about-the-project.

Strategie für intelligente Mobilität

Die Strategie für intelligente Mobilität verkörpert das Ethos des CO2 neutralen Verkehrs. In diesem Be-reich hat die EU die Vorteile der Bin-nenwasserstrassen als Verkehrswege klar erkannt. Mit prognostizierten Zuwächsen von 25 % und 50 % bis 2030 und 2050 werden die Wasserstrassen zu den ökologisch nachhaltigsten Möglichkeiten der Güterver-lagerung gehören. Ein solcher Anstieg wird auch erhebliche Auswirkungen auf die Mitglieder der IGRC und die gesamte Flusskreuzfahrtbranche haben sei es bei der Sicherheit aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens oder beim Arbeitskräftemangel aufgrund der zusätzlichen Nachfrage.

Standard für Sicherheit und Nachhaltigkeit

Während sich die EU zunehmend auf die autonome Schifffahrt kon-zentriert, hat das IG RiverCruise Team an einem Standard für Sicherheit und Nachhaltigkeit gearbeitet, der den Weg für einen einheitlichen Ansatz für den Wissensaustausch, die Risikobewertung und den Um-gang mit einer wachsenden Flotte von Schiffen auf den Flüssen ebnet. https://transport.ec.europa.eu/transport-modes/inland-water-ways/promotion-inland-waterway-transport_en. Die Projektgruppe «European Green Deal» arbeitet in regelmässigen Abständen an diesen Themen. Wer mehr über die Arbeiten der Projektgruppe erfahren möchte, wendet sich an info@igrivercruise .com.

Weiterführung Zertifizierung

Weitergeführt werden soll der im Jahr 2000 begonnene Zertifizierungsprozess mit der Internationalen Nor-mungsorganisation (ISO); damals wurde die erste Norm der Branche für Sicherheits- und Nachhaltigkeits-management erarbeitet. Das Projekt mündete in einem Dokument, basierend auf der ISO-Norm für Managementsysteme, die einen zehnstufigen Ansatz vorsieht. Dazu gehören die Beteiligung des Manage-ments an der Festlegung der Vision, die praktische Untersuchung der Ri-siken innerhalb des Unternehmens und die Festlegung langfristiger und kurzfristiger Ziele. Die vollständige Dokumentation ist so aufgebaut, dass sie die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Auswirkungen eines Betreibers auf alle an der Schifffahrt beteiligten Akteure berücksichtigt. Die Managementpraxis kommt sowohl grossen Betreibern mit be-deutenden landseitigen Aktivitäten als auch kleinen Reedereien zugute, die von dem mit der Umsetzung einhergehenden Wissensaustausch profitieren werden.

Die ISO hat beschlossen, im ersten Quartal 2022 mit der Arbeit am zweiten Entwurf des Dokuments zu beginnen, wobei die technischen Ausschüsse sicherstellen sollen, dass sowohl der Inhalt als auch die rechtliche Praxis konform sind. Es wird davon ausgegangen, dass die Betreiber im Jahr 2023 nach dieser neuen Norm zertifiziert werden kön-nen, wobei die Vorarbeiten für die Zertifizierung im Jahr 2024 beginnen sollen. "Diese Norm ist ein Mei-lenstein in der Geschichte der Flusskreuzfahrt. Unsere Mitglieder haben Schiffe in Europa, aber auch in Asien, Afrika, Indien und den USA. Damit können wir zum ersten Mal einen einheitlichen Standard auf allen Binnenwasserstrassen er-möglichen", sagt Daniel Buchmül-ler, Präsident der IG RiverCruise. Diese Zertifizierung unterstützt die europäische Strategie für intelli-gente Mobilität durch die Festlegung von Sicherheits- und Nachhaltigkeitsstandards, um dem erwarte-ten Anstieg des Verkehrs auf den Flüssen gerecht zu werden. Betreiber, die die prestigeträchtige ISO-Zertifizierung tragen wollen, kön-nen dies tun, indem sie sich nach ISO 28701 (derzeit PWI 28701) erkundi-gen.

"Die Zertifizierung hat auf dem Versi-cherungs-, Kunden- und ESG-Markt grosses Interesse geweckt", sagt Buchmüller, da sie einen weiteren Durchbruch im Compliance Management darstellt.

Sascha

Sascha writes freelance for TraLib and is mainly focused at treaties published by the European Union. In his freetime he is engaged in studies about Environmental Law and the way those can be practically applied.

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Die Flussfahrtbranche geht zuversichtlich in die Zukunft, braucht aber Rahmenbedingungen, die ihre Lösungen zulässt.